on 27. November 2010 by Joshua Parker
1998 veröffentlichte Werner G. Schmidtke im Magazin „Der Romanheft-Sammler“ (Artus-Verlag) einen hoch interessanten Artikel zum Parker-Autor Günter Dönges inkl. Hintergrundinformationen zu Pseudonymen und der Romanwelt der frühen Nachkriegsjahre. Wir geben ihn hier mit freundlicher Genehmigung des Verlages in Auszügen (ohne die Rubriken „Fun-Western“, „Pat Wilding“ und „Familie Müller“) wieder. Der Artikel wurde mit einer Texterkennungssoftware eingescannt und wurde maschinell und zusätzlich manuell korrekturgelesen. Sollten doch noch kleine Fehler vorhanden sein, bitten wir dies zu entschuldigen (Hinweise gern als Kommentar).
Einleitung
Beginnen wir mit einer Binsenweisheit: der Heftroman hiesiger Lesart hat seit eh und je seine thematische Einteilung gehabt – in grober Sicht etwa nach den Bereichen Wildwest, Kriminal, Abenteuer, Phantastik/SF, Krieg, Jugend/Humor, Frauen; wobei letzterer Thematik erst relativ spät die Variante «Arzt» beigefügt wurde. Im Ergebnis erschien dabei eine breite Angebotspalette, aus welcher sich der Leser/ Käufer ganz nach seinem Geschmack bedienen konnte.
Gemeinhin stützten sich die großen einschlägigen Verlage auf diverse Themenkreise – zwar kaum auf alle erwähnten Varianten, aber doch auf jeweils mehrere. Das Ganze war schließlich aus ihrer Sicht eine kommerzielle Angelegenheit, bei der es galt, möglichst viel von zu erwartender Kaufkraft für sich zu reklamieren. So war und ist die Platzierung thematischer Ziele für die Verlage in ihrer Eigenschaft als Wirtschaftsunternehmen natürlicherweise eine Frage der Absatzmöglichkeiten, der größtmöglichen Verkaufszahlen -je weniger Remittenden, um so besser fürs «Geschäft».
Doch wie stellte sich die Situation für die Autoren dar? War es tatsächlich so, daß diesem der eine, jenem ein anderer Themenkreis einfach mehr «lag»? Sieht man sich den deutschsprachigen Heftroman in absoluter Sicht an, dann will es fast so scheinen, daß dem so war. Das Urteil des Theoretikers ist natürlich abhängig von den gegebenen Umständen bei der Erkennung von Autoren – am leichtesten also bei Veröffentlichungen der Zwischenkriegsjahre, wo Heft/Leihbuchtexte in aller Regel unter dem wirklichen Verfassernamen oder autorengebundenen Pseudonymen erschienen. Der Unsinn des sogenannten «Verlags-Pseudonyms» – nach dem Zweiten Weltkriege zunehmend benutzt – war in jener Zeit noch nicht allgemein en vogue; in den dreißiger Jahren durch entsprechende Richtlinien der Reichsschrifttumskammer sogar unstatthaft. Offiziell ist in jener Zeit sogar Pseudonymbenutzung nur in zwei Fällen erlaubt gewesen: 1. Wenn ein Deckname bereits derartig eingeführt (also der Leserschaft vertraut) war, daß der Verzicht darauf grob unbillig wäre. 2. Wenn der wirkliche Name eines Autors von seinem Klang her anstößig wirken kann.
Man denke in letzterem Zusammenhang an einen einst recht populären Komponisten namens Hermann Nillebock, welcher natürlich unbeschadet weiter unter «Herms Niel» produzieren durfte. Anders lagen die Dinge im Falle des Schriftstellers Erich Kästner, dem Ende der dreißiger Jahre Schreibverbot erteilt worden war – dennoch arbeitete Kästner weiter für den Film und verfaßte beispielsweise während des Krieges unter dem Pseudonym «Berthold Bürger» das Drehbuch zu dem erfolgreichen Farbfilm «Münchhausen»; bekanntlich mit Hans Albers in der Titelrolle.
Später fragte man sich: Wie war das möglich? Anscheinend ist auch in jener Zeit zuweilen nicht so heiß «gekocht» worden, wie es das Rezept vorschrieb – im Klartext: es wurden anscheinend hier und dort diverse Augen zugedrückt.
Daß die generellen Richtlinien der Reichsschrifttumskammer auch im Bereich Heft/Leihbuchroman nur höchst unvollkommen eingehalten wurden, beweisen gewisse Fakten bei der Pseudonymbenutzung dort. So veröffentlichten gegen Ende der dreißiger Jahre diverse Unterhaltungsautoren unter Pseudonym, obwohl sie weder unter Punkt 1 noch Punkt 2 der Kammerrichtlinien (siehe oben) fielen. Ich nenne einschlägig (Pseudonym in Klammern gesetzt): Hans Geisler (Stephan Trey); Joachim Rennau (Rolf Randall); Richard Blasius (Karl Richard). Auch die späten Decknamen von Paul Oskar Erttmann (Hans Munin) sowie Elisabeth v. Aspern (Peter Strunz) ignorierten die Kammerweisungen – bekannt geworden sind diese Autoren übrigens mit ihren frühen Pseudonymen, also «Paul Pitt», bzw. «Pitt Strong». (Bei «John Kling»/«Billy Jenkins», resp. «Tom Shark»).
Unsere kurze Abschweifung in den Bereich der Pseudonyme sollte nicht nur deren diffizile Situation von etwa Ende der dreißiger Jahre bis zum Exitus der herkömmlichen Heftserien im Frühjahr 1941 aufzeigen, sondern auch daran erinnern, wie wichtig für den Literaturforscher die Kenntnis von Zusammenhängen ist, wenn es gilt, bestimmte Autoren zu beurteilen, dabei deren Veröffentlichungen umfassend – also einschließlich der Pseudonymtexte – zu erkennen.
Wer weiß beispielsweise von dem einst beliebten «Pferdeschriftsteller» Arthur-Heinz Lehmann schon, daß er auch Wildwestromane veröffentlicht hat? Die quasi Paradetexte Lehmanns waren einschlägig bekannt und beliebt: «Die Stute Deflorata» und «Hengst Maestoso Austria» (Schneekluth-Verlag, Celle – letzterer 1956 in Österreich verfilmt mit Paul Klinger, Nadja Gray, Gustav Knuth). Weniger in Erinnerung, und deswegen hier erwähnt, sind Lehmanns Westerntexte, welche er etwa Mitte der dreißiger Jahre publizierte, dabei das Pseudonym «Peter Seil» benutzend: bei Kulturelle Verlagsgesellschaft/ Berlin, vor allem aber bei Verlagsanstalt Rosa Roß/Berlin, wo wenigstens drei Bände um den Helden «Al Mix» erschienen. Bei der «Kulturellen» schrieb Lehmann außerdem unter «A. H. Lester». Schließlich rundeten Frauenromane mit teilweise kriminalistischem Einschlag (bei Rosa Roß und Verlag Quelle & Meyer/Leipzig) das Bild vom «unbekannten» Lehmann. Unbekannt natürlich nur für seinen vordergründig interessierten Leserkreis – der verbissene Autorenschnüffler hatte Lehmann hinter seinen diversen Lohntexten samt Pseudonymen natürlich erkannt und erfreut registriert.
Verlassen wir nun das Beispiel «Lehmann» und die – im Zusammenhang mit den Pseudonym-Weisungen der Reichsschrifttumskammer noch immer etwas rätselhaften Umstände beim Gebrauch von Decknamen im Dritten Reich. Widmen wir uns statt dessen noch ein wenig unserer Eingangsfrage, ob etwa diesem oder jenem Unterhaltungsschriftsteller der eine Themenkreis mehr zusagte als ein anderer. Diese Frage kann aus Sicht des neutralen Rechercheurs natürlich nur subjektiv beantwortet werden – so wie er die jeweiligen Texte einschätzt und wertet; Urteil aus zweiter Hand gewissermaßen.
Vor diesem Hintergrund scheint es mir, daß gewisse Autoren – ich nenne mal einschlägig Hermann Falk und Hans Geisler, auch Heinz Krafft auf dem Gebiet der Kriminalerzählung eher «zu Hause» gewesen sind als beispielsweise im Westernbereich. Jedenfalls wirken deren Arbeiten der VK-Serien «John Kling» weit stärker als etwa ihre Texte im Rahmen VK-Jenkins (Krafft), NK-Jenkins und Tom Mix (Geisler), Tom Prox und Tom Sullivan (Falk). Die Erwähnung der jeweiligen Pseudonyme verkneife ich mir hier. Nur soviel noch: bei Autor Falk fällt auf, daß dessen bedächtig wirkender Erzählstil zwar noch dem älteren Krimitext genügte, jedoch kaum der Wildwestatmosphäre, wie sie sich nach dem Kriege nach schwachen Anfangsjahren entwickelte. Am ehesten «paßte» Falk zu dieser Zeit noch in sogenannte Jugendserien (Pete; Lustige Lausbuben), vor allem aber in monographische Frauen-Reihen, für welche er denn auch umfangreich geschrieben hat.
Absolut rätselhaft ist Heinz Kraffts erzählerische Nachkriegsschwäche, obgleich er ja in seiner Parade-Disziplin – der Kriminalerzählung – geblieben war (siehe: Bastei-Kriminal-Roman). Alle dort unter seinem wirklichen Namen Heinz Bruno Decker erschienenen Arbeiten waren unakzeptabel, nur noch ein Schatten einstiger Qualität bei Dietsch. Leider ist es mir nicht gelungen, Kontakt zu Decker zu finden, um u. a. auch diese Umstände anzusprechen.
Eine umgekehrte Sachlage – daß nämlich Autoren das Western-Thema dem Kriminalroman vorzogen – zeigte sich auch; beispielsweise bei Hannes Kempp und Anton Maly. Kriminaltexte dieser Autoren sind wahrlich selten zu finden – wenngleich dieser Umstand keineswegs ein Werturteil postulieren soll. Ein solches aus meiner Sicht nachgereicht: Kempp war selbst in seinem Spezialbereich «Western» schwach, bestenfalls zeitgenössischer Durchschnitt – Maly dagegen (auch als «Robert Storr» publizierend) erzählerisch frisch und akzeptabel. Nicht übersehen werden sollte der Umstand, daß jedwede Wertung stets in zeitgenössischer Sicht zu verstehen ist, also keineswegs absolut, sondern relativierend, das jeweils gültige Zeitgefühl beachtend.
Bleiben als dritte Version die Allrounder zu nennen; Unterhaltungsschreiber also, welche stets auf gleichem Niveau arbeiteten, ganz egal, was die jeweilige Thematik vorgab. Um noch einmal zu präzisieren: auf ihrem Niveau ist natürlich gemeint, also dem von Autor X erreichbaren Standard. In diese Gruppe gehören meinem Gefühl nach Leute wie Hermann Hilgendorff (Serien «William Tex», «G-man Jack Kelly», «Inspektor Percy Brook»); Frank Astor («John Kling», «Billy Jenkins», «Hein Class», «Allan Pinkerton»); vor allem jedoch – nach schwachen Anfangsjahren – Paul Pitt (auch als Klaus Temborn, Hans Munin, zuletzt unter richtigem Namen P. O. Erttmann publizierend). Erttmann ist quasi in fast allen einschlägigen Sparten zu Hause gewesen, ganz gleich ob Kriminalbereich (John Kling), Wildwest (Billy Jenkins), Abenteuer (Hein Class), Abenteuer/Frauen (der Zwitter-Held Graf Klaus Ölten), oder die monographischen «richtigen» Frauenromane während des Krieges, als das meiste andere wegen englischorientierter Tendenz nicht mehr erlaubt war. Aus meiner Sicht war Paul Oskar Erttmann der kompletteste Unterhaltungsautor seiner Zeit – zwar nach der schon erwähnten Anlaufzeit überaus routiniert wirkend, dennoch aufgrund seiner erzählerischen Sicherheit und fabulierenden Breite, darüber hinaus der immensen Produktivität (etwa 340 Texte im Zeitraum 1923 bis 1942) ein absolutes Ausnahmetalent im Bereich der Serien-Schreiberei. Viel zu früh ist P. O. Erttmann gestorben: im Januar 1944, nur44 Jahre alt.
Dönges – Die frühen Jahre
Sollte der Leser dieses Berichtes die vage Vermutung haben, ich hätte mich heute «verirrt», wüßte nicht mehr um die eigene Titelzeile meines Textes, so kann beruhigend versichert werden: dem ist nicht so! Alles bisher Gesagte und Beschriebene war nötig, um einen Hintergrund von Geschehnissen, Verhaltensformen (thematische Textwahl) und somit Bedingungen zu schaffen, vor welchem das Wirken/Arbeiten des Unterhaltungsschriftstellers Günter Dönges – zu dem wir nun endlich kommen – verständlich gemacht werden kann. Einschränkend: so hoffe ich es jedenfalls.
Vorausgeschickt dies: Günter Dönges war (ist) kein erzählerischer Zeitgenosse jener «Kollegen», von denen bisher gesprochen wurde – und der Vielzahl jener, die aus profanen Platzgründen unerwähnt bleiben mußten. Dönges gehört also nach allen Kriterien seines Wirkens in den Nachkriegsbereich – sowohl was die nüchternen Daten seiner Veröffentlichungen rein zeitlich betrifft, wie auch nach deren Erzählweise, Stilmitteln, und was dergleichen noch dabei eine Rolle spielen mag. Vor allem aber: dieser Autor ist einer der wenigen seiner «Zunft», welcher namentlich bekannt wurde und nicht – man erinnere sich des erwähnten «Zwangskorsetts» der Verlagspseudonyme – von seinen Herausgebern «versteckt» wurde.
Gewiß, es gab auch bei ihm die anscheinend unvermeidlichen Decknamen – auf welche wir an gegebener Stelle noch zurückkommen werden – doch waren dies wenigstens zumeist personengebundene Begriffe, keine Wischiwaschi-Angaben, die Autoren mittels Verlagsanordnung gewissermaßen «unsichtbar» werden ließen.
Hinzu kam – erfreulich für den einschlägigen Textfahnder – Dönges‘ Erzählweise, eben seine «Art» zu formulieren, ganz bestimmte Textmuster zu verwenden. Der formale Ausdrucksraster des Autors war sozusagen «typisch» – und wenn man sich erst einmal in sein Berichts-Schema eingelesen hatte, dann fiel es nicht allzu schwer, Günter Dönges auch hinter seinen diversen Pseudonymen zu erkennen. Es ist dies ähnlich der Situation bei anderen Unterhaltungsautoren – Paul Pitt etwa, oder auch Heinz Krafft und mit Abstrichen Hermann Falk …: die jeweiligen Eigenheiten im Formalen «verrieten» dem Textkenner zuweilen den Autor; ganz gleich, was als Verfasserzeile angegeben war.
Um einschlägig eine Erkenntnis aus der Hochliteratur anzuführen: Der Stil eines Dichters ist es, woran man ihn erkennt – er mag nun reden, wovon er will! Diese komplexe Einschätzung ist richtig, und sie gilt ebenso für jene Autoren unterhalb der Dichter-Stufe, welche unbewußt typische Formulierungs-Eigenheiten zeigten. Daß dieser Umstand keineswegs einhergehen darf mit irgendwelchen Textwert-Kriterien, sollte selbstverständlich sein. Er umschreibt lediglich das formale Gefüge einer Autoren-Arbeit – und er kann qualitätsbestimmend wirken, muß es jedoch keinesfalls.
Nach dieser theoretischen Einstimmung ins Thema wollen wir nun unseren Exkurs beenden und einsteigen in den Bericht über Günter Dönges, diesen vielerseits interessanten Schreiber deutschsprachiger Unterhaltungsliteratur – beginnend sozusagen bei Stunde Null:
GÜNTER DÖNGES wurde geboren am 14. November 1923 in Duisburg, also dem einstigen Kohlerevier in Rheinnähe, wo sich seit Zeiten – siehe Zuckmayer in seinem Drama «Des Teufels General» – Blut und Blut mischten und einen typischen Menschenschlag von weltoffener Art schufen. Geistes- wie Handarbeit blühten dort am Rhein empor zu einem menschlichen Adel eigener Prägung – soweit Carl Zuckmayer; und nun wieder zu Günter Dönges.
Schon während seiner Schulzeit hatte er «Autorenblut» gezeigt, kleinere Beiträge für Tageszeitungen geschrieben – nach dem Abitur dann griff die garstige Weltpolitik auch nach seinem Leben; er wurde zur deutschen Wehrmacht einberufen. Ich füge mal vermutend hinzu: Luftwaffe? Sobald nämlich in einem späteren Dönges-Text fliegerische Sequenzen anstanden, bestach unser Autor durch präzise und milieugerechte Formulierungen (siehe beispielsweise die Hefte «Familien-Schicksal 1312 / Familie Müller 2 / Papa, du bist wunderbar» und «Butler Parker 320 / Parker schießt den Drachen ab»). Irgendwie hat man beim Lesen derartiger Passagen um Luftfahrzeugführung das Gefühl, als
hätte der Autor sich dies nicht nur angelesen, sondern wisse einiges vom Thema.
Nach dem Kriegsende war G. Dönges dann zunächst Journalist: als Redakteur arbeitete er bei einer Düsseldorfer Zeitung, erst für Lokales, dann auch Feuilleton, Innenpolitik, wirtschaftlich/wissenschaftliche Thematik. In dieser Zeit – wohl frühe fünfziger Jahre – verfaßte GD nebenbei und gewissermaßen aus Spaß einen Text um die Figur «Pat Wilding». Es war dies bekanntlich die erste Etappe jener Heft/Leihbuch-Gestalt, welche damals bei den Verlagen Zauberkreis, Lehning, Marken (Heft) sowie Saba, Reihenbuch, Miram, Iltis (Leihbuch) erschien. Zuweilen hieß der gemeinte Held dann auch – aus rechtlichen Gründen? – «Pat Kandier« oder «Pit Comber»; und die meisten dieser «Wilding/Kandler/ Comber»-Geschichten stammten nicht von Günter Dönges, sondern Günter Netsch. Netsch bevorzugte im Gegensatz zu Dönges eine manchmal recht brutale Darstellungsweise, wahrscheinlich beeinflußt und inspiriert vom seinerzeit Furore machenden US-Schriftsteller Mickey Spillane.
Ich muß einfügen, daß mir meine Korrespondenz mit G. Dönges in den achtziger Jahren interessante Einblicke und auch Interna-Kenntnisse brachte – doch davon später. Zu Spillane sagte GD: «…damals kam Mickey Spillane nach Deutschland, und Mike Hammer (dessen Held) hatte uns ja alle beeindruckt…» Doch ob nun beeindruckt oder nur animiert: der Unterhaltungsautor GD hatte schon frühzeitig sein Rezept für lesbare Texte gefunden, und das hieß mitnichten ernst gemeinte Brutalität, sondern Ironie, Humor und – in der formalen Umsetzung – schnoddrige Textführung. Auf diesem Gebiet dürfte Günter Dönges hierzulande über publizistische Jahrzehnte hinweg der führende Autor gewesen sein.
Noch ein kurzer Blick rückwärts: was nun den «Wilding» in dessen erster Periode (fünfziger Jahre also) angeht, so dürfte – soweit ich das beurteilen kann – Günter Netsch mit seiner mehr «harten» Lesart der prägende Autor gewesen sein; dies im Gegensatz zu sehen zum eher frotzelnd-sanften Dönges. Schon bald aber ging G. Netsch andere Wege, z. B. mit eigenem Verlag in Osnabrück, wo er u. a. die aus der Vorkriegszeit bereits bekannten «Reg Chappell»-Geschichten von C. V. Rock im Nachdruck neu herausbrachte. In dieser Zeit der langsamen Konsolidierung des allgemeinen Lebens in Deutschland hatte Netsch mit seiner Serie «Die bunten Bücher» noch durchaus einen Markt im Bereich des herkömmlichen Leihbuches. Nur peu ä peu sollte sich das ändern bis zum schließlichen Exitus der Leihbüchereien etwa in den siebziger Jahren.
Butler Parker
Apropos Leihbüchereien: auch Günter Dönges versuchte sich einst mit diesem «Geschäft», angeschlossen Schreibwaren, etc. Das war in jenen Anfangsjahren als Unterhaltungsschreiber, wo die Zukunft mit diesem Metier recht vage erschien und ein zweites «Standbein» die Existenz womöglich stabilisieren würde. Aber etwaige Befürchtungen in dieser Richtung bewahrheiteten sich nicht, und so gab GD die – sagen wir mal bürgerliche – Position etwa Mitte 1954 auf. Sein späterer Kommentar zu diesem Lebensabschnitt lautete ebenso freimütig wie bezeichnend: «Freiwillig werde ich mich niemals wieder hinter eine Ladentheke stellen – gebranntes Kind scheut das Feuer». Die «Fesseln» eines Ladenbesitzers mögen jenen des Serienautors aus Sicht eines unbeteiligten Beobachters vielleicht ähnlich erscheinen, doch für den «geborenen Autor» – und für einen solchen halte ich Günter Dönges allemal – dürfte das anders aussehen. Die «Fron» der Textproduktion sollte immer wieder kompensiert werden vom positiven Gefühl des Erreichten, der innerlichen Zufriedenheit nach Abschluß eines Manuskriptes, dem temporären Erschlaffen nach dem letzten Punkt. Ein gutes Gefühl – jeder, der jemals Texte für die Öffentlichkeit geschrieben hat, wird es kennen.
Wir haben Günter Dönges im heutigen Untertitel einen Spezialisten für Heft-Humor genannt – er war natürlich auch ein solcher mit seinen ganz frühen Arbeiten, welche noch für den Leihbuchbereich geschrieben worden sind. Mir liegt vor der monographische Text «Happyend mit Schwierigkeiten» aus dem Commedia-Verlag/ Berlin; eine heitere Geschichte um eine Erlebnisfahrt ins sonnige Italien der fünfziger Jahre – damals das Urlaubsparadies der Deutschen. Nachgedruckt übrigens als Heft Nr. 63 in «Moewigs humoristische Romane», wo als Ausgabe Nr.73 ein weiterer GD-Titel erschien: «August Motte macht das Rennen» – möglicherweise ebenfalls ein Nachdruck.
Gewissermaßen als thematische Ausnahme in Sachen GD anzusehen ist sein sechsbändiges Opus «Der Herr des Degens» (Lugana-Verlag, Zürich), veröffentlicht unter dem Pseudonym «Henri de Vallon» – eine pseudo-historische Sache, spielend zur Zeit Karls VII in Frankreich und lt. Angabe des Autors von Francois Villon inspiriert.
Das erwähnte Pseudonym benutzte GD indes auch für das damalige Kriminal-Leihbuch mit moderner Thematik, wie der mir vorliegende Titel «Visitenkarte des Todes» aus dem Andra Verlag, Ratingen beweist.
Dann aber dämmerte jene Zeit herauf, die Günter Dönges weithin bekannt werden lassen sollte, und alles Bisherige sozusagen zu Fingerübungen degradierte – jedenfalls soweit es den Publikumserfolg betrifft: die Zeit des «Butler Parker». Mit dieser Figur katapultierte sich der Autor gewissermaßen in den Olymp des deutschsprachigen Serien-Textes, hier kulminierte des Autors Auffassung vom unterhaltungsgerechten Thema: Ironie, Spaß an Situationskomik bis hin zur burlesken Überzeichnung. Ganz nebenbei angemerkt und wahrlich subjektivem Gefühl folgend: mir persönlich sagte ein anderer Dönges-Serienheld weit mehr zu, nämlich der simple «Wolfgang Müller» – doch wir wollen nicht weiter vorgreifen und später darauf zurückkommen.
Jetzt also «Butler Parker» – ein Name von Rang und Klang für diejenigen, welche sich als Leser oder Serien-Theoretiker mit dem deutschen Heft, bzw. Leihbuch abgegeben haben. Dieser Held war (ist) als Faktum in der allgemeinen deutschen Serien-Landschaft einfach nicht zu übersehen – mögen sich die Geister auch zuweilen geschieden haben, was den Unterhaltungswert, den Aspekt von plus oder minus angeht. Allen gerecht machen kann es ohnehin kein Autor, und über Erfolg oder das Gegenteil entscheidet sowieso der Käufer; Gott sei Dank nicht gleichzeitig über die Qualität des Angebotenen. Soviel in Kürze zum subjektiv empfundenen Wertbegriff und nun, ich wiederhole mich, zu «Butler Parker». Zu jener Serienfigur, welche – ohne wenn und aber – hiesige Unterhaltungsgeschichte mit bestimmt hat.
Das Parker-Geschehen ist – in grobem Überblick – auf vier Bereiche einzuordnen: die Leihbuch-Ausgaben, die erste Heft-Variante im Bastei-Verlag, die zweite Heft-Variante beim Zauberkreis-Verlag, die Taschenbücher (ebenfalls Zauberkreis). Daß die Figur «Josuah Parker» – und damit auch ihr Autor GD – in den etwa vierzig Jahren des Erscheinens gewisse Entwicklungsphasen durchmachte, ist nahezu selbstverständlich. Natürlicherweise «stand» die Gestalt des Parker nicht von vornherein unverrückbar fest – sowohl in Sicht ihrer Anlage wie auch der diversen handlungstheoretischen Attribute. Trotz ihrer grundsätzlich seit Beginn installierten skurril-ironischen Elemente erlebte die Figur «Butler Parker» im Laufe der Serienjahre gewisse Veränderungen – nicht zuletzt durch das sich wandelnde Umfeld dieses kriminalistischen Anti-Helden. Es bleibt uns als kritischem Beobachter der imaginären Parker-Vita nichts anderes übrig, als dem Rechnung zu tragen und gegebenenfalls darauf hinzuweisen.
Josuah Parkers kriminalorientiertes Butlerleben begann also anno 1953 im Leihbuchgewand. Unter dem Pseudonym «Glenn Larring» erschienen beim Hallberg-Verlag/Sundwig wenigstens sechs Titel, von denen jedoch nur vier auf Konto Günter Dönges gingen; die anderen schrieb lt. Autorenauskunft sein Bruder – es blieb also bei Autor Dönges. Darüber hinaus kamen Parker-Leihbücher auch anderswo heraus: unter «Glenn Larring» Andra-Verlag/Ratingen, unter «John D. Acton» im Rekord-Verlag/Viersen. Dazu noch angemerkt: Es hat etwa in jenen Jahren auch einen Leihbuch-Kollegen Parkers gegeben, nämlich «Butler Fuller», dessen Abenteuer der Saba-Verlag/Sundwig veröffentlichte (Autoren-Pseudonym: Mike Hopkins). lm Gegensatz zu sämtlichen Parker-Texten waren die Fuller-Geschichten in Gegenwartsform geschrieben, unterschieden sich auch in ihrer Diktion deutlich von GD-Arbeiten – also nach aller Wahrscheinlichkeit kein Seitenstück unseres Autors, sondern eher ein Verlagsversuch, am «Butler-Thema» a la Parker zu partizipieren.
Was nun den frühen «Parker» betrifft, so war dieser bereits in seinen Anfangszeiten auf der skurrilen Spur: dunkel gewandet, mit Melone und altvaterlieh wirkendem Regenschirm (aus dessen Spitze ein Messer hervorschnellen konnte) versehen, versah er in steifer Würde sowohl Lakaien-Pflichten wie detektivische Tätigkeit. Parker-Attribute der frühen Jahre waren auch sein rostiger Revolver und die entsetzlich stinkenden Zigarren, mit denen er Freund und Feind belästigte. Ist nun der Butler Josuah Parker seiner ganzen Anlage nach ein gänzlich neuer Figuren-Typ gewesen? Ein Leser, welcher in der Geschichte der deutschen Unterhaltungsliteratur einigermaßen bewandert war, dürfte bei seinem Erscheinen im Jahre 1953 unwillkürlich an «Inspektor Percy Brook» gedacht haben, jenen Yard-Beamten aus der Feder von Autor Hermann Hilgendorff(d. i. Kurt Mueller). Bereits 1938/39 im Lipsia-Verlag/Leipzig mit 10 Buchausgaben begonnen und nach dem Kriege in Heft wie Leihbuch umfangreich nachgedruckt, bzw. weitergeführt, war auch diese Figur getragen von skurrilen Elementen voller Understatement. Ein ganz früher «Butler» im Staatsdienst, könnte man sagen, oder: es ist alles schon dagewesen.
Etwa ab 1957 wechselte der «Butler» dann seinen Standort und erschien nun im Rahmen der Heftreihe «Bastei-Kriminal-Roman» – erstmalig mit Ausgabe 214 und dem bisherigen Pseudonym «Glenn Larring», wobei es sich bei den frühen Bastei-Texten um Nachdrucke der Leihbücher handelte. Mit Ausgabe 294 wechselte auch das Autoren-Pseudonym, hieß nun «Dan Cillingh». Insgesamt kamen bei Bastei 29 Texte mit «Butler Parker» heraus – der letzte per Bd. 421.
Günter Dönges hatte übrigens schon vorher Kontakt zu Bastei, veröffentlichte dort unter «Mac Driving» (monographisch), redigierte zeitweise die Heftreihe «Bastei-Kriminal-Roman» (siehe Eindruck in Bd. 125) und wirkte am frühen «Cotton» mit. Dazu Originalton GD:
«Jerry Cotton bekam auch vier oder sechs Krimis von mir – damals, als die Serie Gestalt annahm. Ich stieg aber schnell aus, da ich Uniformität und Zwange solch einer Serie nicht ausstehen kann. Sie wissen ja, wie viele Autoren an dieser Mammutserie mitschreiben, die alle koordiniert werden müssen…»
Die «Zwänge», von denen GD da sprach, bezogen sich wahrscheinlich auf Probleme eines Co-Autors (Cotton), denn eigene Zwange hat er sich im Verlaufe seines Autoren-Lebens wahrlich genug geschaffen (außer «Pat Wilding» und «Butler Parker» auch mit «Jeff Conter», «Halleluja-Fun-Western», «Familie Müller»). Aber derartige selbstverordnete Uniformitäten sind natürlich leichter zu ertragen.
Doch zurück zum «Parker»: das Innenleben dieser Figur und seiner Mitstreiter nahm peu a peu Gestalt an. Sein erster Dienstherr war der Chicagoer Anwalt «Mike Rander» (erst viel später wurde zuweilen von Parkers «Vergangenheit» und seinen Engagements in jener Zeit gesprochen). Und die Stadt Chicago nebst Umland ist auch das erste «heiße Pilaster» gewesen, auf welchem Josuah Parker sich bewegte, frühe Meriten einheimste. Ansprechpartner bei der Chicago-Police gab es mehrere, auch die Adresse des Rander-Büros wechselte, zuletzt residierte man recht luxuriös im Penthouse oben auf einem Wolkenkratzer. Das war dann zu jener Zeit, als die Rander-Sekretarin «Vivi Carlson» schon mit von der kriminalistischen Partie war.
Vergleicht man die frühen Parker-Texte (also Leihbuch und Bastei-Ausgaben) mit den späteren (Hefte/Taschenbücher bei Zauberkreis – auf diesen Komplex werden wir noch zu sprechen kommen), dann fallt auf, daß sich gewisse Veränderungen im erzählerischen Konzept ergeben haben. Zunächst hat es sich um richtige, zuweilen sogar «harte» Kriminalfalle gehandelt, aufgelockert und sparsam ergänzt durch das skurril-marottenhafte Benehmen des Butlers. Etwa mit dem Wechsel zu Zauberkreis verkehrte sich diese Konstellation langsam ins Gegenteil: die typische «Art» Josuah Parkers – später zunehmend ergänzt von der neu installierten Gestalt «Lady Agatha Simpson» – bestimmte nun das Geschehen, welches nur schwach motiviert wurde durch recht dünn wirkende Kriminalhandlungen.
Im Verlaufe dieser Entwicklung trat Butler Parker als «Sinn der Sache» immer mehr in den erzählerischen Vordergrund, wobei dann seine (und später auch Lady Simpsons) «Bewaffnung» eine konsequente Rolle spielte. Der altväterliche Regenschirm z. B. büßte sein Messerteil ein, dafür konnte Parker nun durch den hohlen Schirmstock gefiederte Pfeile abschießen. Der rostige Colt wurde eingetauscht gegen ein Spezial-Katapult; eine lautlose Waffe für Tonmurmeln oder Stahlkugeln – benutzt je nach Gefährlichkeit der Situation. Und hinzu kamen Parkers Kugelschreiber Marke Eigenbau, welche ganz unterschiedliche Effekte schaffen konnten: Vernebelung etwa und Schreckexplosion oder auch beides. Schließlich avancierte des Butlers Fahrzeug – ein umgebautes hochbeiniges Londoner Taxi – immer mehr zur «Trickkiste auf Rädern», was bedeutete, daß dieser Wagen über eine Vielzahl von ungewöhnlichen Funktionen verfügte eingebaut und souverän gehandhabt vom unvergleichlichen Butler.
Was Lady Simpson angeht – Parkers letzte Brotgeberin -, so paßte sie sich «waffentechnisch» ihrem vermeintlichen Domestiken an: im Pompadour am Handgelenk befand sich ein veritables Hufeisen, mittels welchem Mylady «schlagende» Erfolge erzielte. Und geradezu gefürchtet waren die unerwarteten Stichattacken der streitbaren Sechzigjährigen, welche diese mittels ihrer Hutnadeln -Ausmaß Bratenspieß- voller Begeisterung ausführte. Was das äußerliche Erscheinungsbild der Lady betraf, so vertrug sich dieses in seiner aufgesetzten Skurrilität absolut mit jenem ihres Butlers: meist trug sie derbes Tweedkostüm, ausgelatschte Riesentreter von bequemer Art und einen Hut, den Autor Dönges als eine Mischung von Napfkuchen und Südwester umschrieb. Und der – sollte man meinen – müßte es eigentlich wissen. Schließlich wollte die selbstbewußte Lady Simpson auch in Bezug auf automobilistische Möglichkeiten nicht hinter ihrem Butler zurückstehen – mit einem robusten Landrover und dreist-aggressivem Fahrstil wurde die ältliche Dame zum Schrecken auf Großbritanniens Straßen.
Doch wir haben etwas vorgegriffen, was das «Innenleben» der Parker-Geschichten angeht. Mit dem Bereich Leihbuch/Bastei war die frühe Etappe dieser Texte gewissermaßen abgeschlossen. Was nun folgte, sollte den «eigentlichen» Butler ausmachen, so wie er einer ganzen Leser-Generation sich präsentiert hat und womöglich in Erinnerung geblieben ist. Schließlich war diese famose Figur eine der langlebigsten des deutschsprachigen Unterhaltungsbereichs.
Günter Dönges wechselte mit seinem «Parker» also von Bastei zum Zauberkreis-Verlag, wo die Butler-Abenteuer zunächst im Rahmen der Heftreihe «Silber-Krimi» erschienen (Nachdrucke als «Parker-Krimi», bzw. «Butler Parker»). Zwischen den «Silber»-Ausgaben 402 und 972 kamen etwa 130 Parker-Texte heraus, die allermeisten unter dem Pseudonym «John D. Acton», einige am Schluß dieser Periode bereits mit dem wirklichen Namen des Autors.
Im Jahre 1972 dann erhielt der umtriebige Held endlich eine eigene Serie, welche noch einmal 21 Jahre lang bis zur Schlußnummer 589 anno 1992 lief. Günter Dönges schrieb seine Texte nun unter richtigem Namen – es gab einige Fremdarbeiten (meiner Meinung nach z. B. Nr.135 und 181) – bis im späteren Verlauf der Serie mit Edmund Diedrichs (auch als «Curd H. Wendt») ein Co.-Autor dazu kam. Und dieser Diedrichs muß die Dönges-Texte, ihre ganze Diktion, gehörig studiert haben; jedenfalls kam er mit seinen Arbeiten dem Original-Ton gefährlich nahe. Zwar nicht so weit, um einen Parker-Spezialisten tatsachlich tauschen zu können, dennoch gebührt ihm einschlägige Anerkennung. Ich gestehe offen, mich zuweilen gefragt zu haben: Dönges oder Diedrichs? – sobald natürlich «Curt H. Wendt» überm Text stand. Den Ausschlag gaben dann gewisse «falsche Zungenschlage» des Nachahmers, zu deren Erkennen es jedoch einer gehörigen Portion Vertrautheit mit dem Dönges-Ton bedurfte.
Noch einige Anmerkungen zur Geographie der Parker-Geschichten: Zwar war Chicago – wie schon erwähnt – gewissermaßen der «Stammsitz» des Trios Rander/Parker/Vivi Carlson, doch immer wieder einmal gab es auch Abenteuer in anderen Gegenden der USA oder im Ausland. Wenigstens zweimal weilte man übrigens in Deutschland – siehe die einschlägigen Texte, welche in Hamburg, bzw. Köln spielten: «Parker und der König der Reeperbahn» (Silber-Krimi 800) sowie «Parker neckt die Todesnarren» (Butler Parker 209).
Anläßlich eines solchen Auslandsaufenthalts in Spanien (Butler Parker 124 «Parker läßt den Toro platzen») passierte jene folgenreiche Angelegenheit, die des Butlers Leben verändern sollte: die Bekanntschaft mit Lady Agatha Simpson. Und schon im nächsten Text («Parker reizt den Mann im Frack») wechselte der Butler notgedrungen seine Herrschaft, dort in der Schweiz lief er über zur energischen Lady, denn Anwalt Rander mochte sich nicht mehr mit Kriminalfällen beschäftigen. Ab jetzt agierten zwei skurrile Typen nebeneinander: Lady Simpson und Butler Parker – ergänzt von der Gesellschafterin Myladys, der reizend-jungen «Kathy Porter», welche somit «Vivi Carlson» ablöste. Später in der Serie sollte dann Anwalt «Mike Rander» aus USA zurückkehren, in London die Vermögensverwaltung der Lady übernehmen, im allgemeinen Erscheinungsbild der Geschichten jedoch kaum mehr als Stichwortgeber zu sein. Ein anderer Nebenakteur der späten Serienjahre war ein gewisser «Horace Pickett», ursprünglich Taschendieb, von Parker aus großer Not befreit und auf den sogenannten Pfad der Tugend zurückgeführt. Immer dann, wenn sozusagen Gefahr im Verzug war, sprang Pickett ein und sorgte mit seinen Unterweltkenntnissen sowie einigen unsichtbar gebliebenen «Neffen» für präzise Informierung des Butlers.
In etwa dieser Konstellation lief das Geschehen der Parker-Erzählungen bis in deren Schlußjahr 1992. Ich habe zwar – es sei eingestanden – nicht alle Parker-Texte gelesen, dennoch ist zu vermuten, daß mir keine größeren Veränderungen innerhalb des Periodikums entgangen sind.
Das Zentrum der letzten Parker-Etappe war Lady Simpsons Londoner Stadthaus in Shepherds Market, ein idyllisches Fachwerkgebäude – auf den ersten Blick. Doch dieses Haus hatte es sozusagen «in sich», war es doch auf den Grundmauern einer ehemaligen Abtei mit weitverzweigten Kellergewölben errichtet worden, und vom Butler mit seinem Faible für modernste technische Sicherungen zur perfekten Gaunerfalle ausgebaut. Wenn sie nicht gerade auf einem ihrer diversen Landsitze weilte, residierte die schrullige Dame hier mitsamt ihrem «Gefolge»: dem «scheuen Reh» Kathy Porter, dem ironischen Anwalt Mike Rander und natürlich Josuah Parker, diesem unnachahmlichen Butler.
Wie immer wieder betont wurde, war Lady Simpson immens reich – dennoch höchst knickrig – und mit dem Geld- wie Blutadel Britanniens verschwistert und verschwägert; so Originalton GD. Wenn gerade kein aktueller Kriminalfall anstand, versuchte sich Lady S. an ihrem geplanten großen Detektivroman, mit welchem sie eine gewisse Agatha Christie überflügeln, ja in den sprichwörtlichen Schatten stellen wollte. Doch der Wahrheit die Ehre: über Seite eins war Mylady dabei nicht hinausgekommen. Sie nutzte jede Gelegenheit, ihre Notizen und den Schreibtisch verlassen zu können, und der realen Kriminalität nachzuspüren; und ihr deftiges Vokabular wirkte dann wenig ladylike, sprach sie doch in schöner Regelmäßigkeit von Individuen, Subjekten, Flegeln, Lümmeln und Strolchen, denen sie schon das unredliche Handwerk legen würde. Natürlich hatte auch der Butler seine stereotypen Redensarten parat, von denen jene, welche ihn selber als einen «… alten, müden, und relativ verbrauchten Mann …» bezeichnete, wohl die meistbenutzte gewesen ist.
Verbindung zu Scotland Yard war sozusagen selbstverständlich. Diverse Ermittlungsbeamte «erfreuten» sich der Mitarbeit von Lady S. & Co., so z. B. Chefinspektor Sounders, Superintendent Needles, vor allem aber der Chief-Superintendent McWarden, ein kompakt-untersetzter Mann mit leichtem Basedowblick und dem Aussehen einer gereizten Bulldogge. Immer aufs neue sprach McWarden mit der Floskel «Ich komme zufällig vorbei» in Shepherds Market vor, denn er war wieder mal mit seinem Latein am Ende und hoffte auf Unterstützung – vordergründig durch Lady Simpson, unausgesprochen natürlich durch Butler Parker. Und dieser servierte dem bedauernswerten Yard-Mann erst einmal ein opulentes Frühstück; oft zum Unwillen seiner Herrin, welche das Geschehen mit sarkastisch-spitzen Bemerkungen «kommentierte».
Doch mögen nun Texte auch noch so locker, leicht lesbar, für den gemeinten Bereich also geradezu vorbildhaft formuliert sein, wie dies im Falle Günter Dönges sicher zutraf: bei einem erzählerisch wie handlungsgeographisch so eng gefaßten Konzept stellen sich unvermeidlich früher oder später Ermüdungserscheinungen ein; auf jeden Fall beim Vielleser, der also nicht nur gelegentlich zum «Parker» griff, sondern dieses Periodikum permanent konsumierte.
Ein Ausweg aus der Misere war – da das erzählerische Moment nun mal nicht geändert werden konnte, ohne den Charakter der Serie zu gefährden – das Verlassen des überstrapazierten «Tatortes» London. Gelegentlich wurde dies dann auch praktiziert, und die zuletzt agierende Heldengruppe Parker/Simpson/Porter/Rander wich aus auf innerbritische Gefilde – etwa Urlaubsorte in Schottland oder Wales – sowie Deutschland, Spanien (schon erwähnt) und sogar nach Übersee.
Einige dieser Handlungsstätten seien im Schnelldurchlauf hier genannt: Kenia (Parker scheucht die Tarzan-Brothers – eine Geschichte noch mit «Sue Weston», der Vorgängerin von «Vivi Carlson» und mit dieser sowie der späteren «Kathy Porter» erzähltheoretisch absolut identisch); Libanon (Parker löst den Harem auf); Schottland, wo es am schottesten ist (Parkers Fischzug am Loch Ness); Spanien (Parker pokert mit Banditen); Schweiz (Parker wirft mit Schnee und Dynamit); Rom (Parker klopft dem Paten auf die Finger); Südfrankreich (Parker demontiert den Wassermann); Wintersportgebiet in Zentralschottland (Parker schießt den Falken ab); Mit Hausboot in Urlaub (Parkers Ferien mit den Ratten); Frankreich (Parker köpft die Guillotine); Spanien (Parker legt den Goldschatz frei); New York (Parker zeigt der Mafia die Nase); Rom (Parker und die Falsch-Gardisten); Guatemala (Parker jagt den weißen Riesen); Los Angeles (Parker und die Western-Mafia); München (Parker legt den Berggeist lahm – ein drittes Deutschland-Abenteuer); Arabisches Emirat (Parker und die Ölpiraten); Kanada (Parker legt die Scouts herein); Wintersportort Llanfynydd in Nordwales (Parker fährt mit den Ganoven Schlitten – und der Leser stolpert über den zungenbrecherischen Ortsnamen).
Mit den Themenkreisen SF, bzw. Phantastik hat sich Butler Parker, resp. sein Schöpfer Günter Dönges, nur höchst selten abgegeben – immerhin erinnere ich mich einschlägig an «Parker und die kleinen grünen Männchen» (Nr. 148) und «Parker und die Giga-Ratten» (Nr. 193). Auch Roboter in krimineller Aktion machten dem Butler und Lady Simpson gelegentlich zu schaffen; ich denke da an die Texte «Parker narrt die Außerirdischen» (Nr. 192) sowie «Parker räumt die Robis ab» (Nr. 263). Daß dabei gewisse Parallelen zu den Roboter-Folgen der englischen TV-Serie «Mit Schirm, Charme und Melone» (The Cybernauts/Die Roboter und Return of the Cybernauts/Und noch einmal Roboter) anklangen, sei hier ohne Hintergedanken erwähnt.
Ein Thema, welches in nahezu allen einschlägigen Heftserien früher oder später auftaucht, ist die «Doppelgängerei» (siehe dazu meinen Aufsatz «Der falsche Held» in: Magazin für Abenteuer-, Reise- und Unterhaltungsliteratur/Braunschweig). Und so durften sich auch Rander/ Parker damit herumschlagen, beispielsweise in «Parker und die Western-Mafia» oder in «Parker und die Butler-Bande». Doch die Bösewichte besaßen ja nicht des richtigen Butlers «humane» Armierung: die stahlverstärkte Melone, bzw. den bleigefüllten Regenschirmgriff – diese legendären Abwehrwaffen des skurrilen Exzentrikers.
Und schließlich – um damit das Parker-Thema abzuschließen – sei auch noch ein Rückblick in des Butlers «Vorleben» angefügt: damals, bevor Josuah Parker in Mike Randers Dienste trat, war er nämlich Butler im Hause von Lord Eaglewood, einem Mitglied des englischen Oberhauses, der ihn auch in die Anfangsgründe der Kriminalistik eingeführt hatte (siehe den Text «Parkerjagt das Nachtgespenst»). Nun war der Lord in Not, wandte sich an seinen ehemaligen Domestiken, doch der vermochte das Unheil auch nicht abzuwenden: Lord Eaglewood wurde ermordet. Was aufzeigte: auch ein Butler Parker war nicht unfehlbar – allerdings nur höchst selten.
… die jetzt folgenden 3 Rubriken ”Fun Western”, “Pat Wilding” und “Familie Müller” haben wir hier weggelassen …
Pseudonyme
Weiter Themen in meinem Briefwechsel mit Günter Dönges waren seine Pseudonyme sowie die Frage: wie «entstehen» eigentlich Heldennamen? Wählt sie Autor oder Verlag aus (wenn es sich um neue Begriffe handelt), und nach welchen Kriterien geschieht dies? Nur relativ wenige Autoren dürften ja die Situation bei Beginn einer neuen Serie mit Titelfigur erlebt haben; auf jeden Fall war GD einer von diesen. Hier nun seine Antwort zu letzterem Komplex:
… Sie fragen, wie ich an die Namen meiner «Helden» komme. Tja, wie soll ich das erklären? Zuerst geht es mir einmal um die Phonetik – der Name muß sich gut «anhören» und leicht auszusprechen sein. Anlehnungen an bereits bekannte Romanhefthelden fanden — wenigstens bewußt sicher nicht statt. Kalkül ist wahrscheinlich nicht meine Sache. Ich bin ein Spontanschreiber, der sich beispielsweise von seinen Handlungen selbst überraschen läßt.
Die Verlage haben sich – was mich betrifft – in die Wahl von neuen Seriennamen nicht eingeschaltet, sondern sie einfach abgenommen.
Wenn Günter Dönges auf diesem Sektor also gewissermaßen «freie Hand» hatte, dann mutet es doppelt befremdlich an, daß der Verlag seine Einzeltitel ständig veränderte – vom «Müller» wissen wir es und warum sollte es anderswo nicht ebenso gewesen sein. Dabei sollte man doch wohl unterstellen dürfen, daß ein neuer Serienname ungleich wichtiger ist als die Titelzeile des Einzeltextes. Rätsel also – – – oder sollte alles nur darauf hinauslaufen, daß Bearbeiter im Lektorat ihre Existenzberechtigung nachweisen wollten (mußten)?
Und nun die GD-Pseudonyme. Seine bekanntesten Decknamen sind bereits jeweils am Ort genannt worden: Glenn Larring, Dan Cillingh, John D. Acton bei «Butler Parker»; Jerry Lonsdale bei «Halleluja-Fun-Western», Julia Wendt bei «Familie Müller»; Pal Wilding bedeutete meist Personalunion Autor/Held – sowohl beim ersten wie zweiten Titelträger dieses Namens. Aber wie verhielt es sich bei den vielen anderen GD-Arbeiten, welche meist im Vorfeld seiner Erfolgsserien (siehe oben) entstanden und erschienen sind? Auch hierzu am besten im Originalton GD die Auskunft des Autors:
… In Ihrer Zettelkartei haben Sie alles richtig eingetragen, was meine Pseudonyme betrifft. «Rolf van Kessel» bin ich, ebenso Richard W. Drilling! Die «Jeff Conter» waren meine Erfindung, die überwiegende Anzahl davon habe ich geschrieben. Oder alle? Ich weiß es nicht mehr genau. Durchaus möglich, daß aus Termingründen andere Kollegen mal eingesprungen sind.
Weitere Pseudonyme von mir sind: «Chester Gobinal», «Mike B. Braster», «Jerry Landing», «Mickey Gillane», «Conny Collins» und wahrscheinlich noch ein paar mehr. Unter diesen Decknamen schrieb ich kleinere Serien für Leihbuchverlage, die längst per du sind. War damals eine verrückte und inflationäre Zeit, was die Pseudonyme anging. Man tanzte aus Honorargründen auf vielen «Hochzeiten». Die Verlage sollten untereinander nicht wissen, für wen ich noch so alles schrieb.
Die «van Kessel»-Krimis erschienen später auch in Heftform und waren recht erfolgreich. Die «Drilling»-Romane sind ebenfalls Krimis gewesen und im «Schnodderstil» geschrieben… Wenn Sie so wollen, waren es in beiden Fällen Nachempfindungen der «Pat Wilding», mit denen ich meine Schreibfabrik ja einst eröffnet hatte. Diese etwas freche und «hingerotzte» Schreibe liegt mir halt. Man behauptet übrigens, auch im Privatleben würde ich so reden, was aber nicht ausschließt, daß ich äußerst vornehm «parkern» kann …
Noch zu «Pat Wilding»: ich bin tatsächlich der «Erfinder» dieses Namens. Insgesamt schrieb ich 7 Texte des frühen Wilding, dann ging der Netsch-Verlag in Konkurs. Danach wurde der Name «Wilding» sozusagen «mißbraucht» – ich glaube, auch Günter Netsch schrieb welche unter diesem Pseudonym …
Das Pseudonym «Jeff Briester» habe ich vermutlich allein benützt, da ich’s auch erfunden hatte. Briester-Texte erschienen im Puck-Verlag/ Duisburg-Ruhrort, aber das war nur eine kleine Zwischenepisode, denn dieser Verlag – eine kleine Druckerei – hielt nicht durch. Meine Stories waren wohl zu schlecht??
Wie gesagt: Briester und manches andere ist damals nur Intermezzo gewesen, bevor ich mich auf «Butler Parker» festlegte, der zu dieser Zeit langsam seine Konturen gewann. Ich glaube, es gab einige Fremd-Parker im mittleren Bereich der Serie, die mal aus Zeitgründen eingeschoben worden sind. Die 26teilige Fernsehserie «Butler Parker» habe ich geschrieben ….
Das Pseudonym «Mac Driving» stammt ebenfalls von mir. Unter diesem Decknamen habe ich eine Menge Krimis geschrieben, Iltis-Verlag Möhring/Düsseldorf. Danach wechselte ich über zu Bastei, dann zu Zauberkreis. Mac Driving-Krimis wurden aber auch von anderen Autoren geschrieben, als ich bei Möhring ausstieg. Damals waren die Urheberrechte der Autoren gerichtlich noch nicht geklärt…
Soweit die erfreuliche Pseudonym-Auskunft von Günter Dönges. Nehmen wir den Begriff «Henri de Vallon» (bereits eingangs dieses Berichtes erwähnt) noch hinzu, dann dürfte die Skala der von GD benutzten Decknamen einigermaßen umrissen sein. Derjenige Leser jedoch, welcher aus dem Bereich der auch «fremd» benutzten Pseudonyme (GD nannte einschlägig Jeff Conter, Pat Wilding I, Mac Driving, Butler Parker – weitere erscheinen mir möglich) die «Auch-Schreiber» ausscheiden möchte, muß notgedrungen Stilkunde betreiben. Am ehesten dürfte dies gelingen, wenn man GDs Formulierungs-Eigenheiten kennt, sich daran orientiert und gegebenenfalls urteilen kann: kein Dönges. Voraussetzung dazu ist natürlich ein gerüttelt Maß an Text-Konsum von Dönges-Arbeiten.
Ich habe GD-Texte in relativ großer Anzahl gelesen; zumeist der Unterhaltung wegen, denn schon frühzeitig ist mir sein leichter «Ton» bewußt geworden, der geradezu prädestiniert war für’s leichte Genre. Auf diese Weise bin ich gewissermaßen unbewußt hineingewachsen in die typische Dönges-Atmosphäre, in seine «Art» eben. So vermag ich hier auch ein wenig Hilfestellung zu geben beim Versuch, die erzählerischen Eigenheiten dieses Autors aufzuhellen, das formale «Gerüst» seiner Texte zu erkennen – und ihn auf diese Weise abzugrenzen von den diversen «Mitschreibern» unterm jeweils identischen Pseudonym.
Dönges – Die Art
Zum Glück ist Günter Dönges relativ leicht zu «erkennen», was nicht zuletzt zusammenhängt mit seiner Art der Dialogführung. Denn eines ist grundsätzlich zu betonen und herauszuheben: GD war ein Dialog-Autor! Längere Passagen beschreibender Manier sind bei ihm Ausnahme gewesen. So nimmt es auch kaum Wunder, daß der unermüdliche Serienschreiber G. Dönges am schnellsten an seiner «wörtlichen Rede» – aus welcher schließlich ein Dialog besteht – auszumachen und zu erkennen war (ist).
GD bestätigte mir einmal diese «Vorliebe» mit dem Hinweis: «… ich liebe den Dialog…»-und jeder nur einigermaßen mit der Materie vertraute Dönges-Leser wird einräumen, daß unser Autor diesem Umstand in seinen zahlreichen und genreübergreifenden Erzählungen hinreichend Priorität zugestanden hat. Wenn dem noch etwas hinzuzufügen wäre, dann die Erkenntnis aus Sicht des hier berichtenden Chronisten: GD «liebte» nicht nur den Dialog – er war auch seine stärkste erzählerische «Waffe»; wenn diese militante Vokabel im gegebenen Zusammenhang erlaubt sein sollte. Ansonsten: Pardon mit jemandem, der lediglich die Richtung weisen, die Umstände deuten wollte.
Eine Dialog-Formulierung kann auf unterschiedliche Weise erfolgen – wir wollen uns hier nur mit jener Verfahrensart beschäftigen, welche Zwischentexte benutzt; so wie es auch Günter Dönges ganz überwiegend gehandhabt hat. Dabei gerät man natürlich in Begriffsfindungs-Schwierigkeiten, wenn einem das üblich-normale Wechselspiel (er fragte – der andere antwortete) zu «seicht» erscheint und Variationen angebracht erscheinen. Am häufigsten las (liest) man in Dialogen mit Zwischentext dann Ausdrucks-Paarungen wie etwa «forschte – entgegnete», «wollte wissen – gab zurück», «hakte nach – erwiderte», usw.
Hier nun das typische Dönges-Vokabular für dergleichen Dialog-Situationen: schickte voraus, tippte an, präzisierte, steigerte, schaltete sich ein, kam zur Sache, korrigierte, schränkte ein, redete weiter, lautete die Frage (Antwort). Eine besondere Eigenheit GDs war es, in Dialogen mit wenig oder keinem Zwischentext eine Notlösung zu benutzen: wohl damit der Leser bei längeren Gesprächen nicht durcheinanderkam, ließ er die Personen einander ständig mit Namen anreden.
Wenn dies – wie vor allem in den «Familie Müller-Texten – dann bei nahezu jedem Dialogsatz geschah, konnte man schon ein wenig ärgerlich werden ob der Unnatürlichkeit des Gesprächs in dieser Hinsicht. Da hatte die Pragmatik (also die angestrebte Übersicht) das atmosphärische Lesegefühl doch erheblich gestört.
Doch auch im beschreibenden Bereich ist des Autors «Handschrift» deutlich zu erkennen – selbstverständlich nur dann, wenn der Leser dessen Ausdrucksweise, seine oft eigentümlichen Formulierungs-Sequenzen kannte, diese sozusagen «intus» hatte. Dann allerdings war es kaum noch möglich, einen Dönges-Text hinterm Pseudonym fehlzuleiten, ihn nicht zu erkennen. Denn gerade bei einem Viel- und Schnellschreiber wie GD wiederholt sich natürlicherweise das formale Textmaterial in relativ rascher Folge; und wenn dann dieses «Material» eigentypisch ist, vermag sich ein Autor kaum noch unerkannt hinter Pseudonym oder verlagsseitig verordnetem Sammelbegriff zu verbergen.
Überdies kannte man beim schnell produzierten Heft/Leihbuchtext kaum Überarbeitung zum Zwecke von Verbesserung des normalen Gefüges. Also entfiel meist auch etwaige Korrektur von allzu kurzfristigen Wiederholungen formaltheoretischer Art. Solche Texte waren eigentlich das, was man vielleicht am besten mit dem Terminus «Autor – pur» umschreiben könnte. Unter den skizzierten Umständen hing es demnach vom Grad der natürlichen Fabulier-Begabung des jeweiligen Schreibers ab, ob seine Arbeiten im Sinne ihrer vorgegebenen Art «lesbar» gewesen sind. Und dies mußte tunlichst im ersten Anlauf erreicht werden.
Die hypothetische Möglichkeit eines Autors, die allgemeine Struktur seiner Schreibart zwecks Mimikry gewissermaßen vorsätzlich zu verändern, dürfte rein theoretischer Natur sein – zum einen wäre so etwas über die ganze Textlänge hinweg wahrscheinlich nur schwierig-unvollkommen durchzuhalten (man denke in diesem Zusammenhang nur an Versuche, bekannte Autoren des internationalen Kriminalromans wie u. a. Raymond Chandler oder auch Rex Stout zu imitieren, was absolut unrealistisch geriet); zum anderen fehlte einem solchen Vorhaben auch jeder überzeugende Anlaß – jedenfalls im hier gemeinten Bereich der Unterhaltungsliteratur. Um es knapp zu umreißen: das wäre viel Müh‘ für nichts.
In Sicht von Ausdrucks-Spezifität in Dönges-Texten seien hier noch einige typische Beispiele genannt: so fügte der Autor bei Hinweisen und Erklärungen oft das Füllsel «mehr als» ein – beispielsweise sagte er nicht «…Türen gab es genug…», sondern «…Türen gab es mehr als genug…». Und auch: er sah die Lady mehr als scheu an – der mehr als schlanke Bachmann (Freund Wolfgang Müllers) – er war mehr als zufrieden – usw. Auch das Frage-Anhängsel «nicht wahr?» findet sich oft in GD-Arbeiten oder soll man etwa stilgerecht sagen: mehr als oft? Kommentierung von Aussagen oder sonstige Einwürfe geschahen lächelnd oder auch (bei den jungen Damen Weston/Carlson/Porter) mit versonnenem Lächeln. Und immer wieder wurde etwas betont gesagt sowie bewußt getan. Schriftstücke las man nicht, sondern überlas sie, ein Lieblingswort war zudem (im Sinne und anstelle von «außerdem», und mit dem Auto tadelte man sich in den Verkehr ein, bzw. slalomte durch die … erraten: mehr als enge Straße. Die Formel «… (das) klingt nicht schlecht» stand oft aber nicht immer für «…klingt gut» – und ein auf der Erde liegender Revolver wurde mit dem Fuß nicht weggestoßen, sondern weggekickt.
Schließlich erfuhr eine irgendwie erlangte Erkenntnis den Zusatz: «davon sollte man ausgehen …», während Empfehlungen allgemein als erstklassig galten und das Hufeisen in Myladys Pompadour echt war. «Mehr als echt» ging hier nicht.
Über die Spezialitäten der Handlungen selbst kann hier natürlich nicht eingehender gesprochen werden; der geneigte Interessent müßte da per Originalmaterial zum Selbstversorger werden. Nur soviel sei noch erwähnt: Autor GD hat sich nicht gescheut, zuweilen ein gewisses landschaftstypisches Rahmengeschehen in eine ganz andere Weltgegend mitzunehmen und damit von einer Serie in die andere zu springen. Ich konzediere, daß dieser Hinweis zu theoretisch ist – deswegen sogleich das gemeinte Beispiel in Klartext:
Im Text «Verhängnisvoller Flirt auf der Kegeltour» (Familie Müller Nr. 41) unternimmt der Titelheld mitsamt einem Dutzend Freunde einen Männer-Ausflug. Die sogenannte Marschverpflegung besteht hauptsächlich aus Bier und Schnaps, so daß bereits gute Stimmung herrscht, als man einen Teil des Weges an Bord eines Rhein-Dampfers absolviert. Und hier flocht der Autor jene Szene ein, die gemeint ist:
… Der Ausflugsdampfer war voll besetzt, das Wetter auf Hochglanz poliert, und aus den Lautsprechern fragte jetzt ein Männerchor, warum es am Rhein so schön sei. Dann wußte der Chor allerdings nicht zu deuten, warum er so schrecklich traurig wäre. Diese Frage wurde genau in dem Moment gestellt, als man den mächtigen Loreleyfelsen erreicht hatte…
Daß dabei das alte deutsche Volkslied nicht direkt genannt war, sondern lediglich per Konjunktiv in die Handlung integriert wurde, ist ein geschickter Kunstgriff des Autors gewesen. Nur so nämlich konnte er jenen Ton von Ironie anbringen, an welchem ihm lag. Im übrigen paßte die Szene atmosphärisch natürlich gut in einen Text der Marke «Frauenroman»; hier war sie genrebedingt angebracht und sozusagen existenzberechtigt.
Doch auch im Kriminaltext – allerdings von der lustigen Dönges-Version – begegnete dem Leser das apostrophierte Rhein-Lied; siehe den Titel «Parker neckt die Todesnarren «(Butler Parker Nr. 209). Jetzt lautete die Szene folgendermaßen: (spielt im Kölner Karneval)
… Frenetischer Beifall wurde ausgelöst, als ein Herr vor dem Mikrophon erschien und auf einer Gitarre klimperte. Dann intonierte der Mann eine Art Vorspiel und sang mit angerauter Stimme ein Lied, das lauthals mitgesungen wurde. .. Als es zum Refrain kam, richtete der Mann auf der Bühne mikrophonverstärkt die Frage an die begeisterte Menge, warum es am Rhein eigentlich so schön sei, um dann zu behaupten, er habe einen gewissen Vater Rhein in seinem Bett gesehen …
Wie gesagt, diese Sache war in Köln angesiedelt – es handelte sich um einen der drei mir bekannten Deutschland-Parker -, spielte überdies zur Zeit des dortigen Karnevals. Demnach dürfte die bekannte Rhein-Schnulze nicht völlig fehl am Platze gewesen sein, zumal dieses Parker-Abenteuer generell vom rheinischen Lokalkolorit geprägt war.
Fehlt noch Rhein-Fall (bitte nicht mit Reinfall zu verwechseln) Numero drei. Dieser ergab sich weit weg von Deutschland, nämlich in Afrika, genauer noch: in Kenia! Kaum zu glauben und wie dies? Der Wißbegierige greife nur zum Text «Parker scheucht die Tarzan-Brothers» (Butler Parker, Auslese Nr. 110). Dort wird er mit Sicherheit althergebrachtem deutschen Liedergut samt einschlägiger Sangesfreudigkeit begegnen. Autor G. Dönges umschrieb, und servierte diese Angelegenheit so:
… (am Lagerfeuer in afrikanischer Steppe) Die Touristen – es handelte sich um eine Reisegesellschaft aus Deutschland – hatten dem Alkohol zugesprochen und fühlten sich augenscheinlich wohl.
«Was singen sie da eigentlich?» erkundigte sich Rander bei seinem Butler, «scheint Deutsch zu sein, oder?»
«In der Tat, Sir», erwiderte der Butler, «wenn ich richtig verstehe, preisen die Herrschaften am Lagerfeuer die Vorzüge des Rheins und fragen wiederholt, warum es dort so schön ist.»
«Komische Leute», sagte Rander und schmunzelte, «sind in Afrika und träumen vom Rhein.»
«In diesem Augenblick, Sir, scheint das Interesse der Herrschaften sich einem Landstrich zuzuwenden, den sie Westerwald nennen», meinte Parker, der aufmerksam zuhörte. «Sie stellen gerade fest, daß über die Höhen dieses besagten Landstrichs ein entschieden kalter Wind pfeift.»
«Wie interessant», kommentierte Rander, «scheint sich um Heimweh zu handeln.»
«Durchaus nicht», sagte Josuah Parker etwas irritiert, «von Heimweh kann ich im Moment nichts hören. Man fragt sich jetzt allgemein, wer das bezahlen soll, wobei nicht herauszuhören ist, welche Leistungen gemeint sind. In diesem Zusammenhang wird jetzt die Frage gestellt, wer soviel Pinke-Pinke hat. Ich möchte meinen, daß es sich bei diesem Ausdruck um die vulgäre Umschreibung für Geld handelt»…
Die Touristen am Lagerfeuer wurden immer lauter. Ihr Gesang steigerte sich und wurde unverständlicher. Rander sah seinen Butler noch irritierter an.
«Ich versuche zu ergründen, welchem Thema die Herrschaften sich gerade zugewendet haben», sagte Parker, der seine Deutschkenntnisse zusammenkratzte. «Wenn mich nicht alles täuscht, dann erwähnen sie gerade einen Jungen, der möglichst bald wiederkommen soll…»
«Singen sie jetzt nicht wieder vom Rhein?» fragte Rander.
«In der Tat, Sir, von diesem Fluß scheinen die Touristen sich nicht losreißen zu können. Sie wiederholen ihre schon einmal geäußerte Frage, warum es dort so schön sei …es scheint sich um eine Nationalhymne der Deutschen zu handeln.»
«Dann ist bald das zweite Lied wiederfällig», ergänzte Sue Weston lächelnd. «Dieser Song von den Höhen, über die ein gewisser Wind so kalt pfeift!»…
Diese Unterhaltung hatte mit dem anstehenden «Fall» überhaupt nichts zu tun – da war Autor GD lediglich wieder mal der Versuchung erlegen,«… dem Affen Zucker zu geben …» – wie es unkonventionell heißt – und die Sangeslust deutscher Touristengruppen ironisch «aufzuspießen». Erinnern wir uns nur einschlägig seines Eingeständnisses, in bestimmten Situationen immer erst einmal das Groteske in der Sache zu sehen. Und mittels Einbeziehung der Lieder in den beschreibenden Text ist ihm das auch – ohne die Titel direkt zu nennen – vorzüglich/vergnüglich gelungen. Dem Leser dürften sowohl Rheinlied («Ich weiß nicht, was soll es bedeuten?») wie auch «Westerwald» und «Junge, komm bald wieder» ohnehin nur zu bekannt gewesen sein.
War es ebenfalls «Versuchung» für GD, seine Figur «Josuah Parker» in die Phalanx der Doppelgänger-geschädigten Helden einzureihen? Jedenfalls geschah dies im Rahmen des Textes «Parker und die Butler-Bande» (Butler Parker Nr. 211), wo der Held zunächst in Verdacht geriet, an gewissen Banküberfällen in London beteiligt gewesen zu sein. Die jeweiligen Überwachungskameras der Geldinstitute zeigten nämlich übereinstimmend eine Tätergestalt, welche Parker in Gesicht wie Habitus völlig glich. Chief-Superintendent McWarden vom Yard glaubte zwar nicht daran, daß der Butler so tief «abgerutscht» sein könnte, doch er mußte die Photobeweise schließlich berücksichtigen. Wer den Schaden hat, braucht für Spott bekanntlich nicht zu sorgen – und so mußte Parker einiges über sich ergehen lassen.
«Ihr Wagen wurde vor der Bank gesehen», sagte Mike Rander und lächelte. «Sie haben sich die Sache ziemlich einfach gemacht, das muß ich schon sagen, Parker.» Und Lady Agatha Simpson – des Butlers Herrin zu dieser Zeit – steigerte die groteske Angelegenheit noch, indem sie süffisant fragte: «Wollen Sie mit Gewalt Millionär werden, Mr. Parker?» Worauf der Butler nur erwidern kann, höflich-distanziert wie stets: «Meine tiefe Bestürzung erfährt eine zusätzliche Steigerung…. Mylady wissen, daß meiner bescheidenen Wenigkeit Geld kaum etwas bedeutet.»
Natürlich hatte Butler Parker mit der Bankräuberei nichts zu tun; und diese Sache klärte sich, als die Benutzung von Latex-Faschingsmasken seitens der wirklichen Bankräuber festgestellt werden konnte.
Autor Günter Dönges jedoch hatte mit diesem Abenteuer um die falschen Butler seinen «Parker» eingereiht in die Liste populärer Serienhelden, welche von dubioser Doppelgängerei geplagt worden sind.
Das waren übrigens nicht wenige – anscheinend hat dieses Thema die Genreschreiber sozusagen seit Olims Zeiten immer wieder zu «Neuauflagen» gereizt und animiert. Ich erinnere im gegebenen Zusammenhang an meinen Aufsatz «Der falsche Held» (Magazin für Abenteuer-, Reise- und Unterhaltungsliteratur/Braunschweig, Heft 19, 1978), welcher sich mit dem Verwirrspiel um die diversen Doppelgänger relativ eingehend befaßt hat. Um die Bandbreite des gemeinten Geschehens deutlich werden zu lassen, seien hier die damals erwähnten Titel notiert:
Buffalo Bill Nr. 120 «Buffalo Bills Doppelgänger»
Texas-Jack Nr. 73 «Texas Jacks Doppelgänger»
Klaus Störtebecker Nr. 40 «Störtebeckers Doppelgänger»
Nat Pinkerton Nr. 38 «Pinkertons Doppelgänger»
James Robertson Nr. 64 «Robertsons Doppelgänger»
Frank Allan Nr. 100 «Frank Allans Doppelgänger»
Frank Allan Nr. 464 «Der falsche Bob Harris» (Allans zweiter Name)
Jörn Farrow Nr. 133 «Ein zweiter Farrow»
Alaska-Jim Nr. 131 «Alaska-Jim verfolgt Alaska-Jim»
Bob Hunter Nr. 58 «Der zweite Bob»
John Kling Nr. 483 «Der falsche Burthe»
John Kling Nr. 506 «Das Geheimnis von Eltham»
John Kling NK Nr. 13 «John Klings Doppelgänger»
Frank Faber Nr. 50 «Der Doppelgänger»
Billy Jenkins NK-Buch Nr. 114 «Der falsche Billy»
Lassiter Nr. 84 «Lassiter und sein Doppelgänger»
Daß damit alle servierten «falschen Helden» genannt sind, ist eher unwahrscheinlich. Die relative Beliebtheit des Themas unterstellt, dürfte noch der eine oder andere weitere Doppelgänger sein Unwesen in den Serien des deutschen Heftes/Leihbuchs/Taschenbuchs getrieben haben. Was beim Betrachten der diversen Titelzeilen unterm Zeichen Doppelgängerei sogleich auffällt, das ist die weitgehende Ideenarmut in der Formulierung. Aber wahrscheinlich unterschied sich in dieser Sicht der Titel nicht vom ihm folgenden Text – und im Bezug auf Urheberschaft wollen wir die Verantwortung lieber nicht den Autoren zuweisen; man weiß schließlich nicht, wie die Titelzeile ausgesehen hat, welche überm jeweiligen Manuskript gestanden hat.
Erinnern wir uns einschlägig auch der Klage von Günter Dönges: seine «Familie Müller»-Titelzeilen wurden vom Verlag geändert. Und dies
könnte auch anderswo so gewesen sein.
Abschluß
Wir sind am Ende dieses Berichtes über die Aktivitäten des Schriftstellers Günter Dönges. Daß es sich bei GD um einen der fleißigsten Schreiber des Nachkriegsbereichs handelt, dürfte unbestritten sein. Meiner Ansicht nach ist er jedoch auch einer der lesenswertesten – etwaige Leser-Vorlieben thematischer Art einmal ausklammernd und nur formale Kriterien betrachtend. Seine flüssigflotte Schreibweise ist jedenfalls ein Musterbeispiel dafür, wie Unterhaltungsliteratur tatsächlich «unterhaltend» präsentiert werden kann. Gegenbeispiele gab es leider genug – GD aber war nie ein «Langweiler»; egal, in welchem thematischen Bereich er antrat.
Daß G. Dönges ganz überwiegend den lustigskurrilen Text bevorzugte und bediente, mag seine Ursachen auch in jenem Umstand ironischer Weltsicht gehabt haben, welche er selber freimütig-unumwunden zugab, ja betonte.
Dennoch ein Eingeständnis meinerseits: seltsamerweise hat mich GD immer dann besonders beeindruckt, sogar angerührt, wenn er ernsthaft formulierte, dabei auf jede sogenannte Frotzelei verzichtend. Ich denke da beispielsweise an zwei szenarische Situationen im Periodikum «Familie Müller» – einmal jenes Abschiedsgespräch mit Freundin Monica von Platen in der Cafeteria des Frankfurter Flughafens; dann die eindrucksvolle Dirigier-Passage anläßlich einer TV-Show. Man müßte zu weit ausholen, um hier die atmosphärischen Grundstimmungen zu umreißen, sie darzulegen – der interessierte Leser mag sich diese beiden Texte vormerken und besorgen: Familie Müller Nr. 48 und 56. Jedenfalls hat Autor GD damit bewiesen, wessen er jenseits von allem Jux und Spaß auch fähig war: zu erzählerischem Tiefgang, zu menschlich-echter Gefühlsdarstellung.
Ich glaube, dies sollte unser Schlußwort sein – ein besseres gibt es nämlich nicht.
. . .
Fast 50 Jahre tätig für Leihbuch- und Heftverlage, ist GD vor einiger Zeit abgetreten auf dieser Fron(t). Einem Brief vom November 1997 konnte ich entnehmen, daß es ihm – inzwischen 74 Jahre alt – unverändert gut geht. Er schrieb dazu:
… Hurra, man lebt noch! Und man schreibt und man hat nach wie vor Lust, Geschichten zu Papier zu bringen …
Wie schön, möchten wir dazu sagen, besser: fabelhaft! Zuletzt hatte G. Dönges das Gebiet der «Short-Story» für sich entdeckt, etwa 50 derartige Stories in der sogenannten «Yellow Press» veröffentlicht. Leider ein Wermutstropfen: wie soll man die nur finden? Inzwischen ist auch dies vorüber, ist Vergangenheit, war Episode. Doch neue Ziele locken GD, Dinge, über welche man lieber nicht vorher spricht. Dönges sagte mir einschlägig dies:
… Sie wissen, der Aberglaube, an den ich nicht glaube, den man aber sicherheitshalber nicht übersehen sollte. Man weiß ja nie ?…
Dem kann ich mit ironischem Augenzwinkern nur hinzufügen: Man soll nie abergläubisch sein – das bringt Unglück! Ansonsten wollen wir Günter Dönges einfach Kraft und Gedankenflug wünschen für seine avisierten Projekte.
